Es ist wirklich ganz unglaublich einfach, Selbstbewusstsein vorzutäuschen. Ich tue das jedes Mal, wenn jemand es für nötig hält mir zu erzählen, wie hässlich er meine neue Sonnenbrille, Hose oder Tasche findet. Es ist nicht so, als würde das täglich passieren und normalerweise gibt es auch immer Menschen, die das Gegenteil sagen, die gerade diese Brille, Hose oder Tasche großartig finden. Hängen bleibt trotzdem das Negative. Und damit auch die Frage nach dem "Warum"?
Vielleicht spukt dem ein oder anderen folgendes Sprichwort im Kopf herum:
"Ein guter Freund sagt es dir, wenn dein Gesicht schmutzig ist."
Ja, wenn dein Gesicht schmutzig ist, nicht wenn dieses ganze besondere Stück, was du dir gerade gekauft hast, nicht seinem oder ihrem Geschmack entspricht. Es hat für denjenige, der das neue Stück am Körper trägt wirklich gar keinen Mehrwert, von einem Freund zu hören, dass er oder sie es hässlich findet, denn sehen wir den Tatsachen ins Auge: Man hat es sich ja gekauft, weil es einem selbst gefällt und nicht einem beliebigen Freund. Warum also diese gut gemeinten Kommentare?
Vielleicht sollte sich der ein oder andere da draußen lieber Folgendes zu Herzen nehmen:
"Wenn man nichts Gutes zu sagen hat, soll man lieber gar nichts sagen."
Ob mir das selbst immer gelingt, wage ich zu bezweifeln, aber unnötig jemandem, der vor Freude strahlt, zu erzählen, dass ich sein neues Kleid hässlich finde, das kann ich weder nachvollziehen noch würde ich es tun. Warum auch? Weil ich denke, mit meinem Geschmack so richtig zu liegen, dass ich den anderen vor einer Modesünde bewahren muss? Arrogant. Unnötig.
Aber in solchen Momenten Selbstbewusstsein vorzutäuschen ist ein Kinderspiel. Ein einfaches, leicht schnippisches "Mir gefällt's" ist genug, den anderen wissen zu lassen, wie wenig uns sein Urteil bedeutet. Und damit haben wir im schlimmsten Fall sogar noch unseren Gegenüber verletzt. Doch das ist immernoch besser, als ehrlich zu zeigen, wie verletzend diese Aussage auf uns wirkt.
Den einzigen Schluss, den wir aus solchen Begegnungen ziehen, ist, dass wir selbst nie so werden wollen. Und dann werden wirs doch. Und wenn uns jemand drauf anspricht kotzen wir ihm ins Gesicht mit den Worten: "Ich bin doch nur ehrlich."